Eine Sprachnachricht aus dem Seminar "Weit werden"

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"Ja hallo Christophe, ich habe versucht, dich anzurufen, ich habe nämlich grad Zeit bis 10 Uhr, denn Jonathan macht die Musik.

Hier nun ein paar Eindrücke, du fragtest ja auch wegen der Köchin…Also das ist schön, wie Désirée bei allem mitmacht und präsent ist, sie ist bei den Morgenmeditationen dabei, beim Essen sowieso, und manchmal sind auch Ludwig und die Söhne der beiden da. Das Essen ist wunderbar und alle gehen gerne zu ihr in die Küche. Es gibt einfach eine ganz andere Nähe. Ich habe zum Beispiel herausgefunden, dass Désirées Vater Uhrmacher war und dass der sich freuen würde über meine Taschenuhr, die bei mir lange im Kästchen lag. Jetzt habe ich die Taschenuhr dabei und messe mit ihr die Zeit bei den Kontemplationen - und diese Uhr geht dann Ende der Woche zum 88 jährigen Vater von Désirée endlich in die Revision.

Heute Nachmittag gehen wir zum dritten und letzten Mal ins Bad zum Atmen, wie immer alle zusammen zu Fuss. Ganz berührend dünkt mich, wie T., die zum ersten Mal dabei ist, alles mitmacht. Sie hat Angst, im Wasser abzutauchen und mit dem Schnorchel zu atmen, sie hat die Atemsitzungen bisher auf dem Rücken im Wasser liegend gemacht. Und da ist sie ganz mutig eingestiegen. Gestern habe ich sie begleitet und sie hat mit grossem Einsatz angefangen. Nach 20 Minuten bricht sie ab und sagt resigniert: „Bei mir passiert einfach nichts!“ Ich weiss auch nicht, sie hat wohl ich weiss nicht was erwartet, dass sie in andere Zustände gerät oder innere Erlebnisse hat… und nachher war sie so froh, dass ich ihr sagte, es genüge, wenn sie einfach atmet.


Nach 20 Minuten bricht sie ab und seufzt resigniert: "Bei mir passiert einfach nichts!" Sie hat wohl erwartet, dass sie in andere Zustände gerät...

Was auch immer wieder beeindruckend ist: Die Felder, die bei den Kontemplationen und in den Runden entstehen; wie Schwere, Trauer oder einfach schwierige Geschichten dann hervorkommen, ausgesprochen und gehört werden dürfen; wie die Atmosphäre schon bei 0 – 3, also bei der Kontemplation der frühesten Kindheit, wo die Erinnerungen meist noch in einem Nebel liegen, wie dort schon eine ganz klar spürbare Stimmung entsteht, das ist einfach eindrücklich. Gestern also sassen wir dort zu elft im Gruppenraum und kontemplierten die Pubertätszeit, da sagte S. „Das war eine Scheisszeit!“ Das war ihr erster Satz. Aber aus dem heraus ist dann so viel entstanden, der Mitteilungsdrang wird dann so gross, es wurde wieder ganz quirlig und lebendig. Wir machten dann den zweiten Teil der Massage, die wir am Morgen angefangen hatten, es begann zu klingen und zu tönen im Raum und alles mündete in einen wunderbaren Circlesong.
Also, ich habe dir jetzt schon einiges erzählt, wir können ja sonst noch telefonieren. Ciao und bis bald."

- Aufgezeichnet von Christophe


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