Friedensmarsch

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Friedensmarsch

Als ich vor einigen Tagen auf der alten Postraße den Radlpass hochgegangen bin um nach Slowenien zu kommen, regte sich in mir plötzlich etwas. Es war da die Erinnerung daran, dass Großvater genau hier als Wehrmachtssoldat mit seiner gefürchteten Einheit, die vor allem in Kroatien viel Verwüstung und Leid verursacht hat, durchgekommen ist. Mich beschäftigte all die letzten Tage, dass ich vielleicht auf Großvaters Wegen unterwegs bin. Ich in friedlicher Absicht. Ob es seine Absicht war zu töten, weiß ich nicht. Getan wird er es wohl haben. Jedenfalls war er Mitglied einer Vernichtungstruppe. Die Idee, dass mein Gehen auch ein Friedensmarsch ist, verfestigte sich in den letzten Tagen. Heute stieg ich lange steil zu einem Partisanendenkmal hoch, ganz mit dem Leiden der Angegriffenen, der Verteidiger. aber auch mit dem des Großvaters beschäftigt. Da riss mich ein ohrenbetäubender Lärm hoch. In einem Höllentempo schoss ein Motocrossfahrer den schmalen Wanderweg hoch. Ich sprang zur Seite und schimpfte. Dass ich Mottorradfahrer nicht mag und Motocrossfahrer hasse, wusste ich nun wieder.

Andächtig und versunken betrachtete der junge Mann die Gedenksteine.

Wütend, aufgebracht ging ich weiter. Als ich das Denkmal erreichte, saß da ein junger Mann. Andächtig und versunken betrachtete er die Gedenksteine. Eine besondere Atmosphäre war zu spüren. Als ich ihn an seiner Kleidung auf den zweiten Blick als Rowdy von vorhin ausmachte, war ich kurz verwirrt. Berührungsangst, Aggression, Verachtung hätten da jetzt hochkommen müssen. So hätte ich es erwartet. Da war nichts. So setzte ich mich und begann ein Gespräch. Er übersetzte mir die Steininschriften, ich erzählte ihm die Geschichte meines Großvaters. Wir sprachen lange über Krieg und Frieden und den Schaden, den materialistisches Denken anrichtet. Eine Begegnung, die nachwirkt, im Sinne meiner eigenen Friedenserziehung.

Senta

 

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