Narjano berichtet von ukrainischen Volunteers in Cumbel
Seit 2022 arbeitet der Verein teplo mit den Volunteers aus Nyschin in der Ukraine zusammen. Ihr Netzwerk hat schon vor dem Krieg als Kinderhilfswerk bestanden. Von der Schweiz aus wurden etliche Hilfstransporte organisiert, unter anderem wurde auch ein Rettungswagen geliefert. Für uns in der Schweiz ist die Arbeit im Moment am Ruhen, ganz im Gegensatz zu den Freiwilligen aus Nyschin. Seit zweieinhalb Jahren sind sie immer im Einsatz und gefordert. In Anerkennung ihres Engagements ist die Idee einer Entspannungswoche in der Schweiz entstanden.
Am Schluss wurde es schon emotional, schön emotional. Es war so viel Neues, neue Erfahrungen und unser halt doch umwerfend schönes Land, das unsere Gäste regelmässig umwarf. Und sie wussten es an den abendlichen Meetings auch auszudrücken. Mit so viel Dankbarkeit für die Woche, auch für die, die im Hintergrund mittrugen und mithalfen.
Die Küche war das Epizentrum: Liudmyla und ihr Neffe Serii sowie Christine, Schwester von Thomas, schmissen die Küche mit zahlreicher Unterstützung inmitten von mannigfaltigstem Geschwafel. Zu jeder Zeit konnte man etwas zu essen bekommen, was für die ukrainische Kultur mit ihren Mangelerfahrungen sehr wichtig ist.
Die Mischung aus Tagesprogramm und gemeinschaftlichem Leben ergab eine schöne Stimmung in der Gruppe. Bis zum Schluss beteiligten sich alle an den anfallenden Ämtli, einzelne bedankten sich noch dafür. Das Programm wurde in allen Einzelheiten ausprobiert und genossen.
Die wichtigste Struktur, nebst Pünktlichkeit, waren die allabendlichen Runden, an denen wir alles besprechen und die Infos für das nächste Abenteuer durchgeben konnten. Abenteuer ist hier nicht kindlich übertrieben, sondern im ursprünglichen Sinne zutreffend: Trottinet fahren, River raften, in einer Moorlandschaft im Halbnebel wandern. Wiederholt sagten unsere Gäste, dass sie sich wie Kinder fühlten. Man darf nicht vergessen, dass der Alltag in der Ukraine wenig Platz für Freizeit und Vergnügungen bietet, besonders jetzt während des Krieges.
Was uns auffiel: Regelmässig war zu wenig warmes Wasser vorhanden und nie hat sich jemand darüber beklagt - im Gegensatz dazu, wenn das WiFi nicht funktionierte.
Und es hat sich wieder einmal gezeigt, dass das Haus Cumbel Gastlichkeit verströmt. Es sei ein warmes Haus, hörten wir immer wieder. Natürlich haben wir auch unseren ukrainischen Gästen die wichtigste Cumbel-Regel ans Herz gelegt:
Für dein Glück am Abend bist nur du verantwortlich, nicht das Haus, nicht die Gruppe, nicht das Programm. Stört dich was, dann verändere es.
Sie haben diese Regel, die eigentlich eine Haltung ist, sehr beherzigt und in den Austauschrunden darauf Bezug genommen.
Unsere lieben Gäste haben sich viel Inspiration geholt. Sie haben alles fotografiert, was sie in der Ukraine auch umsetzen möchten. Sie sind nicht einfach zum Konsumieren oder als Flüchtlinge gekommen. Sie haben trotz der widrigen Umständen zuhause den Aufenthalt hier genossen und waren ganz hier - und gleichzeitig halt doch immer mit dem Bezug nach zuhause. Das war immer gut wahrnehmbar.
Egal, was für ein Tagesprogramm wir hatten, die Jugendlichen gingen nach dem Essen spazieren. Das ist Teil der ukrainischen Jugendkultur. Und in der Schweiz ohne Gefahr möglich! Schweizer Kultur hingegen ist auch Spielen am Abend. Und so war es schön zu sehen, wie dies auf die Gäste überschwappte und jeden Abend 2 -3 Runden gespielt wurden.
Kleine Fetzen aus der Abschlussrunde:
- ich gehe als anderer Mensch nach Hause
- einzigartigste Woche meines Lebens
- ich durfte wieder einmal Kind sein
- ich habe endlich nach 2 Jahren wieder durchgeschlafen
- Krieg für eine Zeit vergessen
- viele kleine Sachen gesehen, die ich in der Ukraine auch machen möchte
- das Haus ist warm und lässt Probleme vergessen
- diese Woche ist ein farbiges Märchen im Buch meines Lebens
- ich konnte schon lange nicht mehr so lachen, und das jeden Tag
- die Hausregel für die Eigenverantwortlichkeit des Glücks ist eingefahren
- am Anfang schwierig mit so viel fremden Menschen und jetzt wie eine Familie
- neue Freunde gefunden
- die Schweiz ist in vielem ein Vorbild
- die Woche war eine gute Übung zum Lernen in einer Gruppe zu sein. Mit so vielen Leuten lernt man, Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden und auf Eigenes verzichten zu können
- ich bin sehr zufrieden und ruhig
- die Jugendlichen haben sehr viel Verantwortung übernommen im Haus
Mit neuer Kraft sind sie jetzt zuhause wieder in ihren Aufgaben, das bezeugen ihre vielen Rückmeldungen.
Narjano Thomas Zehnder
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