Warum habe ich mich für ein herzwärts-Seminar entschieden?

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Salim: Oli, du hast dich Anfang 2021 dazu entschlossen, die herzwärts Einstiegswoche zu besuchen. In welcher Lebenssituation hast du dich damals befunden?

Oli: Ich befand mich damals in einer ziemlich aussichtslosen Situation. Vor allem das Jahr davor –  also 2020  – war für mich ein schwieriges Jahr. Zuerst war da der Lockdown, der mir als „Beizer“ mein Geschäft vermiest hat. Dann hatte ich einen schweren Unfall, bei dem ich mir das Handgelenk gebrochen habe. Und meine damalige Freundin hat sich von einem auf den anderen Tag von mir getrennt. Und immer wieder blieb meine Bar geschlossen, weshalb mir auch der Kontakt zu meinen Gästen fehlte.
So stand ich plötzlich sehr isoliert und alleine da und war unweigerlich stark mit mir selbst konfrontiert. Im Nachhinein betrachtet muss ich sagen, war das mein Glück! Ich habe da zum ersten Mal gelernt, bei mir selber hinzuschauen.


Salim: Was hat dich motiviert, da noch etwas genauer hinzuschauen und dich auf die Arbeit von herzwärts einzulassen?

Oli: Ich denke, nebst meiner persönlichen Krise waren zwei weitere  Faktoren ausschlaggebend: Einerseits habe ich mich schon immer für psychologische Prozesse interessiert, weil ich es spannend finde, wenn andere Menschen von sich erzählen und auf einmal Zusammenhänge sichtbar werden.
Und dann konnte ich ja beobachten, wie die herzwärts Seminare bei dir gewirkt haben. Deine Erzählungen von den Wochen fand ich spannend und so habe ich mich dazu entschlossen, diese Arbeit ebenfalls zu machen.


Salim: Von sich zu erzählen ist in den herzwärts Seminaren ja nur ein Teil der Arbeit. Der andere Teil besteht aus Meditationen, Körper- und Atemarbeit. Wie ist es dir damit ergangen?

Oli: Ja, also die Körperarbeit hat mich anfangs schon ziemlich „aagschnäggelet“. Teilweise wurde ich sogar von der Gruppe darauf angesprochen, ob es mir denn nicht gefalle. Aber irgendwie war ich ja gezwungen mitzumachen. Diese Scheiss-Chinesen! Da musste ich mich richtiggehend durchbeissen. Mit der Zeit hat mir die Körperarbeit aber immer besser gefallen, vor allem, wenn es anstrengend wurde! Booah, das war super. Übungen zu zweit oder alleine  – ich habe das durchaus zu schätzen gelernt. Und ich betrachtete es irgendwann viel ganzheitlicher. Die frühen Morgenmeditationen gaben mir Struktur und Halt, und die wiederkehrende Arbeit mit dem Körper belebte meinen Geist.

Es gab mal eine Woche, in der eine Teilnehmerin komplett in der Opferrolle gefangen blieb. Ich habe darin natürlich Anteile von mir selbst erkannt und mir innerlich geschworen: So will ich nicht sein!

Salim: Meist vergehen die Seminare ja wie im Flug. Danach geht es zurück in den Alltag. Wie ist es dir mit diesem Wechsel ergangen?

Da hat sich teilweise viel getan. Ich erinnere mich an eine Woche, nach der ich plötzlich viel offener und bewusster durch den Tag ging; ich schaute bei der Kasse nicht mehr auf den Boden, sondern der Kassiererin in die Augen. Und die Erfahrungen aus den Seminaren halfen mir jeweils dabei, auch meine eigene Rolle im Alltag zu überdenken.

Um ein Beispiel zu machen: Es gab mal eine Woche, in der eine Teilnehmerin komplett in der Opferrolle gefangen blieb. Ich habe darin natürlich Anteile von mir selbst erkannt und mir innerlich geschworen: So will ich nicht sein! Seither falle ich im Alltag deutlich weniger schnell in diese Rolle als früher.


Salim: Nun ging deine Jahresgruppe im Frühjahr zu Ende. Was hat sich bei dir persönlich verändert im Vergleich zu davor?

Nun, ich befand mich ja vor dem ersten Seminar wirklich in einer Krise; ich würde sogar sagen in einer regelrechten „Talsohle“. Das hat sich nicht nur in meiner psychischen Verfassung widerspiegelt, sondern mit der Zeit zunehmend auch körperlich. Hätte ich diese Signale einfach ignoriert und darauf verzichtet, genauer hinzuschauen, wäre es sicherlich schlimmer geworden.

Die Seminare haben mir da schon sehr geholfen. Ich weiss deutlich besser, was ich will und was nicht. Sowohl im Privaten, zum Beispiel in meiner neuen Beziehung, als auch im Beruflichen. Wobei im Beruflichen hat sich nur wenig verändert. Das war während den Seminaren ja auch ab und zu Thema… und es wird wohl auch ein Thema bleiben (lacht).

Hinweis: 
Dieses Gespräch fand in der Zar Café*Bar von Oli Inäbnit im Berner Mattenhof-Quartier statt.

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